Capella 7 Skript Braille-View.py
Unterstützung
für Blinde
Inhalt:
Positionsanzeige
per Skript
Dialogfenster „Wo bin
ich?“
Dialogfenster „Stimme“
In capella 7 gibt es die Möglichkeit, über „Extras – Optionen – Allgemein – Positionsanzeige per Skript“ ein Python-Skript auszuwählen, das nach jeder Änderung der Notencursor-Position aufgerufen wird, sofern der Cursor mindestens eine Sekunde lang in dieser Position verbleibt.Das Skript muss einerseits ausgewählt, außerdem aber in einem Ankreuzfeld aktiviert werden. Die Aktivierung kann auch direkt über „Extras – Positionsanzeige per Skript“ ein- und ausgeschaltet werden (Alt + X, S), sowie über einen Knopf auf der Werkzeugleiste „Noteneingabe“, der als Symbol das Braille-Zeichen für Notenschlüssel hat. Nach dem Neustart von capella ist die Positionsanzeige per Skript zunächst immer ausgeschaltet, die Skriptauswahl bleibt jedoch erhalten.
Das Skript Braille-View.py zeigt als Erstes ein Popup-Fenster mit
einem Nur-Lesen-Textfenster, in dem das Notenobjekt vor der
Cursor-Position beschrieben ist. Das Fenster verschwindet nach 2
Sekunden selbsttätig, wenn keine Taste betätigt und die
Maus nicht über dem Fenster bewegt wird. Sonst bleibt es stehen
und kann mit Abbrechen (bzw. Escape-Taste) geschlossen werden. Wenn
jedoch OK (bzw. Eingabetaste) eingegeben wird, erscheint stattdessen
ein neues Popup-Fenster. Dieses zeigt entweder alle aufeinanderfolgenden
Noten dieser Notenzeile, also die ganze „Stimme“,
oder alle gleichzeitig klingenden Noten zum Zeitpunkt der Cursorposition,
also den momentanen „Akkord“.
Zwischen den beiden Alternativen kann man auswählen über eine
aufklappbare Auswahlliste mit den Feldern Akkord und Stimme.
Für
den Screen-Reader Jaws 11.0 gilt: Wenn man die AltGr-Taste betätigt,
um das Fenster vom Verschwinden abzuhalten, wird der vollständige
Titel mit der genauen Positionsangabe vorgelesen. Wenn eine andere
Taste betätigt wird, springt das Vorlesen direkt zum Edit-Feld
mit der Beschreibung des Notenobjektes.
Der Titel des Popup-Fensters enthält die
Positionsbeschreibung,
das Nur-Lesen-Textfenster enthält eine Objektbeschreibung.
Gleichzeitig mit dem Erscheinen des Popup-Fensters wird ein Klang
abgespielt, der das beschriebene Notenobjekt charakterisiert und der
bei den einzelnen Notenobjekt-Typen im Kapitel Objektbeschreibung
beschrieben ist. Je nach Anwendungssituation wird der Titel verkürzt,
um die ggf. vorzulesenden Inhalte möglichst kurz zu halten: Falls seit
dem letzten Erscheinen des Popup-Fensters die Partitur gewechselt hat,
wird der Partiturname der Positionsbeschreibung vorangestellt. Falls seit
dem letzten Erscheinen die Stimme, die Zeile oder das System gewechselt worden
ist, oder innerhalb der Zeile der Cursor mehr als einen Einzelschritt nach
links oder rechts bewegt worden ist, wird der Text „wo bin ich“
der Positionsbeschreibung vorangestellt. Falls höchstens ein Cursorschritt
nach rechts oder links durchgeführt wurde, wird der Titel ganz unterdrückt.
Falls an dem
Notenobjekt noch weitere Informationen verankert sind wie
Liedtextsilben, Dynamikzeichen, Bindebögen, oder sonstige Texte,
wird für jedes dieser angehängten Objekte ein weiteres
Nur-Lesen-Textfenster angezeigt, in dem eine Beschreibung des
angehängten Objektes dargestellt wird. Soweit sich solche
angehängten Objekte im Sinne von Braille-Musik interpretieren
lassen, ist auch diese Interpretation bereits in der
Objektbeschreibung enthalten. Die zusätzlichen
Nur-Lesen-Textfelder dienen in diesem Falle hauptsächlich der
Orientierung über die Zugänglichkeit dieser Objekte für
einen ändernden Zugriff in der normalen Benutzeroberfläche
von capella. Hier ist zu unterscheiden zwischen Liedtextsilben
und anderen angehängten Objekten.
Ob überhaupt angehängte Objekte vorhanden sind, kann der blinde Benutzer
mit Hilfe der beiden Lesetasten an der Braillezeile feststellen. Dabei kann er
den Cursor zunächst unverändert stehen lassen.
Einzelne Liedtextsilben können nach Verschwinden des Wo-bin-ich-Dialogfensters angesprochen werden, indem der Tastaturbefehl Strg + L gegeben wird. Damit wird der Notencursor zum Textcursor in der Silbe, die zur Note nach dem Notencursor gehört. Will man also die soeben im Wo-bin-ich-Dialogfenster lokalisierte Silbe ändern, die ja zur Note vor dem Notencursor gehört, muss man den Textcursor zunächst einen Schritt nach links bewegen, dann ist er direkt hinter dem Ende dieser Silbe. Im Liedtextmodus wird jeweils nur der einzelne Buchstabe direkt hinter dem Text-Cursor auf der Braille-Zeile ausgegeben bzw. vorgelesen. Damit ist die Navigation und Bearbeitung zwar etwas mühsam, aber immerhin möglich. Für die Bearbeitung und Eingabe von weiteren Liedstrophen werden in capella die Pfeiltasten nach oben bzw. unten verwendet. Eine andere Möglichkeit, Liedtext zu bearbeiten, besteht über „Extras – Liedtext überarbeiten“ (Strg + Umschalt + L), hier ist die gesamte Liedtextzeile gleichzeitig zugänglich, jedoch ist die Zuordnung der Einzelsilben zu den Noten nicht so einfach zu erkennen. Einzelheiten hierzu in der capella-Hilfe unter „Liedtextdialog“.
Andere angehängte Objekte sind in der capella-Sprechweise Grafik-Objekte, im Unterschied zu den Notenobjekten, an die sie angehängt werden können. Um in den Bearbeitungsdialog eines Grafik-Objektes zu kommen, das im Wo-bin-ich-Dialogfenster angezeigt worden ist, muss das Grafik-Objekt zunächst markiert werden. Das geht per Tastatur mit Umschalt + Tab, also von der Cursor-Position aus rückwärts, also nach links, das nächste Grafik-Objekt markieren. Der Bearbeitungsdialog wird dann über das Kontextmenü oder direkt mit der Eingabetaste geöffnet. Befinden sich mehrere Grafik-Objekte an einem Notenobjekt, wird als erstes dasjenige markiert, das im untersten, also letzten der Nur-Lesen-Textfenster beschieben ist, und man kann durch mehrmaliges Drücken von Umschalt + Tab weiter zum jeweils vorigen Grafik-Objekt voranschreiten. Auch hier bewegen wir uns wie bei den Liedtextsilben von hinten nach vorn durch die vorhandenen Objekte, denn das Wo-bin-ich-Dialogfenster beschreibt die Note links vom Cursor, während capella beim Tastaturbefehl Tab bei der Note rechts vom Cursor anfängt und durch wiederholtes Drücken von Tab immer weiter nach rechts voranschreitet. Dabei werden auch die Grafik-Objekte der weiteren Notenobjekte angesprochen, es ist also ratsam, die Anzahl der Grafik-Objekte für die gerade bearbeitete Note zu kennen. Sobald der Bearbeitungsdialog geöffnet ist, stehen die üblichen Windows-Methoden für die Benutzung der jeweiligen Eingabemöglichkeiten offen. Wenn der Bearbeitungsdialog geschlossen wird, ist das bearbeitete Grafik-Objekt zunächst noch markiert. In dieser Situation wirken die Cursor-Tasten als Verschiebung des Grafik-Objektes! Es muss also noch einmal die Escape-Taste gedrückt werden, um die Markierung aufzuheben.
Wenn Grafik-Objekte markiert sind, werden ihre Ankerpunkte dargestellt, und die kann man mit der Maus anklicken und zu anderen Notenobjekten ziehen. Diese Funktion ist über die Tastatur nicht zugänglich. Es ist aber möglich, ein markiertes Grafik-Objekt zu kopieren oder auszuschneiden und dann an anderer Stelle wieder einzufügen.
Beispiel: Der erste Ton G eines einstimmigen Liedes in
G-Dur würde im Vorlese-Modus folgende Anzeige bewirken:
Titelzeile: Wo bin ich? 1 1 1 1 plus ein viertel
Textfenster: eingestrichen viertel G
Am Anfang steht die Stimmenbezeichnug, vollständig,
abgekürzt oder ganz unterdrückt, wie sie in der Schwarzschriftdarstellung
des Systems vorgewählt ist. Dann folgen 4 Zahlen, die der Reihe nach
Systemnummer, Zeilennummer, Stimmennummer und Taktnummer innerhalb
der Zeile bedeuten. Darauf folgt nach einem Plus-Zeichen die
Zählzeitbezeichnung in Vierteln (ähnlich wie in
capella-Statuszeile)
'1-1-1-1+0' = am Anfang des ersten Taktes der
ersten Stimme der ersten Zeile des ersten Systems
'1-1-1-1+1' =
nach der ersten Viertelnote
'2-1-1-2+1/2' = nach der zweiten
Viertelnote im zweiten Takt des zweiten Systems
Als erstes wird angezeigt, welcher Typ von Notenobjekt hinter dem Cursor steht. Möglich sind:
Schlüsselbezeichnung
Violinschlüssel Bass-Schlüssel Alt-Schlüssel
Klang:
Midi 84 (chimes, erinnert an Schlüsselbund)
Tonartbezeichnung
1 Kreuz, 2 Kreuze, ...
1 b, 2 b, ...
Klang: Midi 79 (open cuica)
Metrumbezeichnung
4 vierteltakt, 6 achteltakt, ...
Klang:
Midi 72 (long whistle, erinnert an Rhythmusänderung im Samba!)
Notenbezeichnung
evtl. Versetzungszeichen
Oktavenbezeichnung
Notenwert Notenname
evtl. Punktierung evtl. Akkordbezeichnung
Klang: Der Ton bzw. Akkord wird mit Klavierklang vorgespielt
Akkordbezeichnung
Wie in Braille-Musik üblich: Zuerst der oberste Ton, dann Ton für Ton abwärts die Intervallbezeichnung
(Im Falle von Bassschlüssel jedoch zuerst der unterste Ton, dann Ton für Ton aufwärts):
Prime, Sekunde, Terz, Quart, Quint, Sext, Septime, Oktave
Pausenbezeichnung
ganze Pause, halbe Pause, viertel Pause, achtel Pause, ...
Klang: Midi
38 (acoustic snare, stimmlos)
Taktstrichbezeichnung
'fester Taktstrich'
Leider
können zur Zeit nur die Original-capx-Typbezeichnungen (single
double end repEnd repBegin repEndBegin dashed) angezeigt
werden.
Klang: Midi 42 (closed high-hat, Abschluss)
Oktavenbezeichnung
Subkontraoktave, Kontraoktave,
große Oktave, kleine Oktave, eingestrichen, zweigestrichen, dreigestrichen, viergestrichen
Versetzungszeichen
Kreuz, b
Wie bei der Noteneingabe über die
Computertastatur werden Versetzungszeichen werden nur dann angezeigt,
wenn sie von der aktuellen Tonart abweichen. (Will man
Versetzungszeichen ungefiltert zeigen, kann man im Skript den
globalen Schalter g_noRedundantAlters = False setzen).
Notenwert
evtl. Triole, n-Tole, danach: ganze,
halbe, viertel, achtel, sechzehntel
Als angehängte Objekte werden z.Zt. die folgenden Typen unterschieden:
Dynamikzeichen piano, forte, fortissimo
etc.
Einfachtext
Textfeld
Liedtextsilben
Bindebogen
Triolen,
Duolen,
X-Tolen
Crescendokeile
Decrescendokeile
Voltenklammern
Trillerschlangen
Transponierbares
Symbol
Gitarrengriffdiagramm
Bild
Linie
Rechteck
Ellipse
Schlangenlinie
(grafische)
Notenlinien
Polygone
Gruppen von
Grafikobjekten
Musiksymbol
Musiksymbole außer den
Dynamikzeichen werden bisher nur als ascii-äquivalenter
Buchstabe des capella3-Zeichensatzes angezeigt. Das wird in
zukünftigen Versionen dieses Skriptes ausgebaut werden, sofern
die grundsätzliche Arbeitsweise des Skriptes als hilfreich
angesehen wird.
Im Fenster Stimme werden für die ganze Notenzeile alle Notenobjekte von links
nach rechts in einem Nur-Lesen-Textfenster angezeigt in derselben Weise wie für
das Fenster "Wo bin ich?" beschrieben wurde. Angehängte Grafikobjekte werden,
wenn möglich, im Sinne von Braille-Musik interpretiert und mit in die Zeile
aufgenommen. Liedtext wird in einen statischen Textfenster unterhalb des Nur-Lesen-
Textfensters angezeigt.
In diesem Edit-Feld entspricht die Position des Textcursors bzw. der Markierung
genau der Position bzw. der Markierung des Notencursors in der
Schwarzschriftdarstellung im capella-Partiturfenster. Wenn die Markierung
innerhalb des Edit-Feldes verändert wird, wird sie nach Schließen mit OK auf
die Stimme in der capella-Partitur übertragen. Dadurch werden Kopieren, Löschen
und alle anderen Aktionen, die in capella für markierte Bereiche einer Stimme
möglich sind, für den blinden Benutzer zugänglich.
Im Fenster Akkord werden für die Note links vom Cursor alle gleichzeitig klingenden Noten bzw. Pausen in jeweils eigenen Nur-Lesen-Textfenstern übereinander dargestellt, so dass man per Tab von der obersten zu den unteren Stimmen und Notenzeilen springen kann. Jedes einzelne dieser Nur-Lesen-Textfenster enthält eine Objektbeschreibung wie beim ursprünglichen "Wo bin ich?"-Fenster, jedoch nur für das jeweilige Notenobjekt. Eventuell angehängte Grafiken oder Liedtexte werden nicht angezeigt. Sobald das Akkord-Fenster erscheint, werden die Töne des Akkords der Reihe nach von oben nach unten vorgespielt, dabei wird jedoch der Ton weggelassen, der zur Cursor- Stimme gehört und ja unmittelbar vorher bei Erscheinen des "Wo-bin-ich?"-Fensters gespielt worden war.